Ein halbes Jahrhundert Mitarbeiter bei Sauer & Sohn KG

Walter Kobilanski hat in 50 Jahren immer neue technologische Herausforderungen erlebt –
Als Werkzeugmacher-Azubi begonnen

Die meisten in Dieburg und Umgebung nennen es einfach „Sauer & Sohn“: eins der bekanntesten und traditionsreichsten Unternehmen der Stadt, gut sichtbar am südwestlichen Ortseingang mit seiner Zentrale für die Bereiche Motorentechnik (ein weiteres Büro existiert in Chemnitz) und Formentechnik. Im Ende der 40er Jahre gegründeten Betrieb, der offiziell unter Peter Sauer & Sohn, Odenwälder Präzisionswerk KG firmiert, wurde nun ein herausragendes Jubiläum gefeiert: In Walter Kobilanski prägt ein Mitarbeiter von Sauer & Sohn das Geschehen im Dieburger Südwesten schon seit 1966 mit. Seit 50 Jahren gehört er dem Unternehmen damit an.

Vor einem halben Jahrhundert trat Kobilanski zunächst eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Werkzeugmacher an. Dank Fleiß, Können und Einsatz sollte dies der Einstieg in einen bemerkenswerten betrieblichen Werdegang sein. 

Dabei fielen die ersten Jahre, in denen Kobilanski für Sauer & Sohn arbeitete, in die absolute Boomphase des Unternehmens. Bis zu 160 Menschen beschäftigte der Betrieb in den 60er und 70er Jahren.

Ihren Anfang genommen hatte die Erfolgsgeschichte derweil nicht in Dieburg, sondern im kleinen Heubach: Dort begann Rudolf Sauer als Kriegsheimkehrer Ende der 40er mit der Instandsetzung kleinerer Motoren und Motorteilen. Schon 1920 hatte sein Vater Peter Sauer ebenfalls in Heubach ein Geschäft mit dem Eintrag „Installateur für elektrisches Licht und Verkäufer von Lampen“ gestartet. Als angehender Selbständiger reparierte Peter Sauer auch Nähmaschinen und lötete Töpfe. Seine Frau Gretchen verschloss an der Börtelmaschine angelieferte Wurst in Dosen. 

Rudolf Sauer wollte nach Kriegsende indes andere Wege beschreiten. Noch in Heubach entstand die Firma Peter Sauer & Sohn, zu der dank der Idee eines Freundes neben der Motoreninstandsetzung bald der Formenbau hinzukommen sollte. Rudolf Sauer begann mit der Produktion von Formen zur Herstellung von Kunststoffteilen – damals bekannt unter dem Handelsnamen „Bakelit“. Heute können aus den in Dieburg gefertigten Formen Kunststoff-Teile für die Automobil-, Elektronik- und „Weiße Ware“-Industrie produziert werden. 

Schon Mitte der 50er platzte der Betrieb in Heubach unterdessen aus allen Nähten. Bereits elf Mitarbeiter waren bei Sauer & Sohn damals in Lohn und Brot. Als Peter Sauer 1956 starb, entschied sich Rudolf Sauer ein Jahr darauf für den Umzug nach Dieburg. Mit Maria Sauer, geborene Rußmann, fand er mit Hochzeit und den drei Kindern Peter, Jürgen und Heike auch privat sein Glück. Mit den Kindern wuchs zugleich das Unternehmen, das Rudolf Sauer 1994 an seine Söhne Peter und Jürgen übergab. Rudolf Sauer, der sich längst einen Namen als geradliniger, fairer und sozialer Unternehmer erworben hatte, verstarb 2005. Sein Sohn Peter Sauer ist zeichnet heute als Geschäftsführender Gesellschafter für das „Wohl und Weh“ des Familienunternehmens verantwortlich.

Einen langen Weg sowohl mit Rudolf als auch Peter Sauer an der Unternehmensspitze ging auch Walter Kobilanski. Er machte von 1977 bis 1979 den nächsten Karriereschritt, bildete sich in dieser Zeit an der Abendschule zum Werkzeugmacher-Meister fort. 1980 wurde er Leiter der Funkenerosion, bei der es um die extrem präzise Bearbeitung von Formteilen geht. Weitere Fortbildungen des 1951 geborenen Kobilanski folgten. Viel Wissen und Erfahrung gibt er bis heute unter anderem an die derzeit sieben Auszubildenden weiter. Bei Sauer & Sohn können sich junge Menschen etwa zum Feinwerkmechaniker/in, Industriemechatroniker/in oder zum  Industriekaufmann/-kauffrau qualifizieren.

Trotz des vorbildlichen Engagements, trotz aller Herausforderungen durch den Wandel von Technologien und Berufsbildern blieben dem Jubilar in all den Jahren noch Zeit und Muße, Freizeitbeschäftigungen, vom Fallschirmspringen übers Motorradfahren bis hin zur Haus- und Gartenarbeit, nachzugehen. Eine separate Ehrung – neben der von Sauer & Sohn – wird Walter Kobilanski auch noch durch die Industrie- und Handelskammer erfahren. jd

Jens Dörr, April 2016