RUHESTAND Nach 50 Jahren verlässt Walter Kobilanski das Dieburger Unternehmen

DIEBURG. „Das wird’s künftig nicht mehr so häufig geben“, ist sich Peter Sauer sicher. Der Geschäftsführer von Sauer & Sohn schaut hinüber zu Walter Kobilanski, der 50 Jahre bei dem Dieburger Unternehmen beschäftigt war – von der Lehre bis zur Rente. Jetzt ist Schluss – aber noch nicht ganz.

Walter Kobilanski, gerade 65 geworden, lebt im Groß-Umstädter Stadtteil Heubach, und man ahnt schon ein wenig, wie das alles gekommen ist. Sauer war nämlich anfangs ein Heubacher Unternehmen, mit gutem Ruf, der dort auch so blieb, nachdem man nach Dieburg umgezogen war. Das war 1957, und 1966 suchte der damals fünfzehnjährige Kobilanski eine Lehrstelle. Automechaniker war der Wunschberuf, doch Papa stellte die Weichen anders: „Der sagte mir, dass er mit Sauer gesprochen hat und dass ich dort eine Lehre als Werkzeugmacher beginnen kann.“ Der Sohn war nicht begeistert, fügte sich aber der väterlichen Autorität.

Schon damals gab es bei Sauer eine Art Aufnahmeprüfung, „mit der wir uns zum Beispiel die Fingerfertigkeit angeschaut haben“, so Sauer. Das ging gut, und schnell konnte Kobilanski feststellen, dass man als Werkzeugbauer keine Schraubenschlüssel feilt, sondern beispielsweise Formen für Spritzguss-Maschinen anfertigt. Ansonsten: „Der Arbeitstag hatte damals noch achteinhalb Stunden, alle paar Wochen mussten wir auch samstags antreten, und natürlich haben die Lehrlinge freitags die Halle sauber gemacht.“ 

Mit Gesellenbrief ging Kobilanski zur Bundeswehr, danach zurück ins Unternehmen, wo er sich weiter qualifizierte und 1979 die Meisterprüfung im Werkzeugbau ablegte. Das war Anlass und Zeitpunkt, sich auch mal mit Alternativen zu befassen. Doch der Seniorchef redete ihm dies aus. Außerdem gab’s wohl auch mehr Geld.

„Uns sind solche langfristigen Bindungen wichtig, denn als hoch spezialisiertes mittelständisches Unternehmen ist das Erfahrungswissen unserer Mitarbeiter von großer Bedeutung“, ergänzt Peter Sauer. Und viel Erfahrungswissen hat Walter Kobilanski in der Tat gesammelt.

Seit 2000 Mitglied im Betriebsrat

Die letzten Jahre war er im Betrieb mit der Entwicklung von Prototypen beschäftigt. Außerdem ist er seit 2000 im Betriebsrat. Spannungen mit der Geschäftsleitung habe es schon gegeben, „denn wir mussten da gelegentlich auch der Lage anpassen und Personal abbauen“, räumt Sauer ein.

Angst vor dem Leben nach der Arbeit hat Kobilanski nicht, „aber ich habe mir schon so meine Gedanken gemacht“. Haus und Garten sind Stichworte, mit denen er das Mehr an freier Zeit füllen will, Fahrrad fahren, mit den beiden Schäferhunden seines Sohnes raus gehen. Und für alle Fälle ist da künftig auch noch ein 450-Euro-Job – natürlich bei Sauer & Sohn.

Text: Von Klaus Holdefehr

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