Werkzeugbau Challenge 2017

Weiterbildung für Azubis und Berufseinsteiger

Nico Springstubbe, seit Januar 2017 als Facharbeiter bei Sauer & Sohn KG Formentechnik im Bereich Endmontage,  war als Teilnehmer bei diesem bisher einmaligen Event der WBA Aachen mit dabei und hat für sich viel positives und neue Denkanstöße mitgenommen.

Die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie hat ein völlig neues Lehr-Format für junge Leute entwickelt. In einem einwöchigen Crashkurs drehte sich alles um das Thema ‚industrieller Werkzeugbau‘. Die Form+Werkzeug-Redaktion durfte bei diesem Experiment mit dabei sein.

Ein straffes Programm hatte sich das Team des Veranstalters, der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie für die 14 Teilnehmer ausgedacht. Unter den Teilnehmern: Azubis des dritten Lehrjahrs, gerade Ausgelernte und junge Berufseinsteiger. Die eigentliche Herausforderung der Woche war dabei nicht, in Wettbewerben gegeneinander anzutreten – es galt vielmehr, ein vollgepacktes Programm mit sehr viel Input zu bewältigen.

Inhalte: Vieles, was es in der Berufsschule nicht gibt

Folgende Inhalte standen auf der Agenda:

  • Prozesstechnologien: Workshop Fräsen, Drehen, Bohren, Funkenerosion, Schleifen und Poliertechnik
  • Lean Management: Prinzipien und Produktionssysteme im Werkzeugbau einschließlich Lernspiel ‚6S‘
  • Layoutgestaltung: Grundlagen und Workshop mit Lernspiel
  • Shopfloor Management: Kennzahlen auf dem Shopfloor und Lernspiel Projektmanagement

Ein praktischer Teil bestand darin, zwei Best-Practice-Unternehmen zu besuchen. Unterstützt wurde die WBA dabei durch die Welser Profile GmbH und den Wiro Präzisions-Werkzeugbau GmbH & Co. KG. Hier galt es, aufzupassen. Die Teilnehmer mussten im Anschluss Fragen zu Layoutplanung, Shopfloor Management, Kennzahlen, Qualitätskontrolle und Standardisierung beantworten.

Wie aus trockener Theorie Ideen für die Praxis werden

Themen wie Lean Production oder Wissensmanagement – ist das nicht ein wenig abstrakt für Azubis? „Wir haben uns sehr viel Mühe gemacht, von dem wissenschaftlichen Standardfoliensatz wegzukommen“ so Dr. Wolfgang Boos, Geschäftsführer der WBA. „Wir hatten aber schon einen gewissen Anspruch. Die Teilnehmer sollten verstehen: Was ist Lean? Was heißt Verschwendung? Das war eine große Herausforderung, die Themen adressatengerecht aufzubereiten.“

Zur Auflockerung gab es die Challenges, die teils fachlich (z.B. Layoutplanung) und teils sportlich waren. Auch wenn der Bau einer Murmelbahn aus Alltagsgegenständen mit vielen Specials wie Loopings oder Wippen nicht direkt etwas mit Werkzeugbau zu tun hat: Unter hohem Zeitdruck im Team Lösungen zu entwickeln und direkt umzusetzen – eine gute Übung.

„Wir haben gelernt, über den Tellerrand zu schauen.“

Die Mühen des Organisations-Teams haben sich ausgezahlt: Das Feedback der Teilnehmer fällt am Ende durchweg positiv aus. Einige Teilnehmerstimmen:

  • „Hier wurde Hintergrundwissen vermittelt, dass für uns bisher nicht zugänglich war. Man bekommt ein Gefühl dafür, wo es in der Zukunft hingeht“, so Bastian Zeppenfeld, Gedia Gebrüder Dingerkus GmbH.
  • „Ich bin sehr verblüfft, wie viel Zeit und Energie die WBA in diese Woche gesteckt hat, dafür bin ich sehr dankbar. Ich freue mich schon drauf, meine Ideen in meinen Betrieb einzubringen und bin mir sicher: Mich persönlich wird es nach vorne bringen“, mein Stefanie Brandt, Welser Profile GmbH.
  • „In der Berufsschule werden die klassischen Themen behandelt – da hat sich seit 20 Jahren nichts Wesentliches an den Inhalten geändert. Hier haben wir gelernt, auch mal über den Tellerrand zu schauen und uns mit Themen zu beschäftigen, die sonst nur auf der Führungsebene diskutiert werden“, Markus Müller, ZF Friedrichshafen AG.

Zur guten Lernatmosphäre trugen auch die modernen Räume des WBA-Neubaus auf dem RWTH Campus Aachen bei. 800 qm, voll mit modernster Technik, Räume für Gruppenarbeiten und Stationen mit Industrie 4.0 Demonstratoren zum Beispiel mit Smart Glasses.

Hier nimmt keiner ein Blatt vor den Mund

Spaß hatten auch die Dozenten: „Eine sehr erfrischende Zusammenarbeit. Die Teilnehmer sind den Themen sehr offen begegnet, haben sich interaktiv eingebracht, haben Fragen gestellt und ganz offen in der Gruppe diskutiert“, so David Goertz, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter der WBA das Konzept für die Werkzeugbau Challenge inhaltlich koordinierte. „Die Mitarbeit war deutlich intensiver als bei sonstigen Seminaren. Die jungen Leute schaffen es besser ‚out of the Box‘ zu denken, unbedarft an Sachen ranzugehen, querzudenken. Man merkt förmlich, wie das Wissen direkt in den Köpfen verarbeitet wird und dass die Teilnehmer etwas mitnehmen – ein Idealzustand für den Dozenten.“

Den jungen Leuten ‚Appetit auf mehr‘ machen

Wie entstand das neue Lehr-Format? Die Idee dazu hatte der Geschäftsführer Dr. Wolfgang Boos: „Wir wollten ein Format anbieten, um jungen Leuten die Attraktivität des Berufs näher zu bringen. Erfolgreiche Azubis einladen und den ‚Appetit nach mehr‘ schon ganz früh einpflanzen. Um junge Leute zu motivieren, zeigen, wie wichtig die Werkzeug- und Formenbaubranche ist, und vermitteln: Bleibt da drin!“

Wie geht’s weiter? Fortsetzung folgt!

In einem Punkt sind sich alle Teilnehmer einig: Sie wollen unbedingt, dass es weitergeht. Dass es eine Fortsetzung zu diesem Format gibt. Auch wenn das heute noch keiner versprechen kann. Dr. Boos freut sich darüber, schon heute Anmeldungen für die zweite Werkzeugbau Challenge im Sommer 2018 zu haben. „Wir wollen nach dieser Veranstaltung am Feintuning für die nächste Werkzeugbau Challenge arbeiten.“ Und für die diesjährigen Teilnehmer wird sich die WBA eine Fortsetzung überlegen.

Aus <https://www.form-werkzeug.de/karriere/karrierenews/artikel/werkzeugbau-challenge-2017-4085681.html>